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Efary
— Sunset
Published:
2013-02-24 23:28:18 +0000 UTC
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Signa weiß es. Schon so lang war ihr klar, dass sich etwas ändern muss, dass ihr bewundernswerter Vater und Schöpfer Divoisos nicht gänzlich zufrieden wäre mit seinem Werk, wenn er denn noch unter ihnen weilen würde. Die kleine Arvalia behauptet zwar, dass er noch irgendwo dort wäre, dass sie ihn genau gespürt hatte auf seiner selbst erschaffenen Welt, doch niemand sonst hatte seine Präsenz je wieder wahr genommen, nachdem er sich opferte, um etwas großes, etwas imposantes zu erschaffen. Er schuf eine eigene Welt, einen Leib, so anders, als sie Götter es sind. Sie Götter sind unendlich, haben weder Anfang noch Ende, doch das, was ihr Vater aus dem Nichts erschaffen hatte ist… greifbarer, als alles, was sie vorher erlebt hatte. Und so staunen sie jeden Tag über die Großartigkeit und die überwältigende Schönheit des Planeten, wie sie ihn seit jeher nannten.
Doch nun muss etwas geschehen – Und sie, als die Älteste der Götter hat die Aufgabe, nein… Die Verpflichtung ihre Seelenbrüder und -schwestern zu einer Lösung zu verhelfen. Ihnen muss etwas einfallen, damit sie den Willen des Vaters vollenden können. Er hatte von einer perfekten Welt gesprochen, hatte ihnen allen das Bild jener perfekten Welt in die Geister gesetzt. Sie alle waren voller Euphorie gewesen, als er sich letztenendes selbst gegeben hatte, um den Grundstein zu legen. Doch sie alle müssten sein Werk gemeinsam fortführen. Das war ihr mit der Zeit ohne jeden Zweifel klar geworden.
Es war Duhrtan, ihr schweigsamer Bruder gewesen, dem sie sich als erstes anvertraut hatte. Er war es, in dessen Aura sie immer wieder sah, wie sehr er sich wünschte etwas zu schaffen, es dem Vater gleich zu tun. Sie kennt seine Sehnsucht nach einer eigenen Schöpfung, nach einem Werk, das man bewundern kann, während es unter der eigenen Macht wächst und immer schöner und schöner wird, bis es den eigenen Vorstellungen entspricht. Sie hatte sich oft daran versucht, doch immer wieder gemerkt, wie viel Kraft es sie rauben würde ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen, sich auf ihr Werk einzulassen und gänzlich darin zu verschwinden.
Duhrtan wirkt ruhig, wie immer, als sie all ihre Brüder und Schwestern zusammen ruft, um gemeinsam zu entscheiden, ob sie die Welt weiter schmieden, ob sie eine Eigene erschaffen wollen, gemeinsam oder jeder für sich, oder ob sie sich einfach weiter an dem Anblick des Werkes ihres Gottesvaters satt sehen könnten.
»Es würde in seinem Interesse sein«, schallt die mächtige Stimme ihres kraftvollen Bruders Hyvius durch den endlosen Raum, bricht die surrenden und murmelnden Silben der Anderen entzwei, lässt sie ohne Wiederklang ersterben. Die beiden jüngeren Lacumar und Ganus verstummen in wartender Ehrfurcht. Sie halten so viel von ihrem Bruder…
»Sein Werk braucht keine großen Veränderungen! Wir müssen ein Teil werden, ohne es zu ändern«, schleudert Vaentor ihm entgegen, die Worte erhitzt von seinem Temprament und seiner Unruhe. Signa weiß, dass sie Diskussion bald enden müsste, wenn er nicht noch andere mit seiner Aufruhr anstecken soll.
»Es muss im Einklang miteinander sein«, sagt Camina und ihre Schwester ist sich sicher, dass alle sie gehört haben, obgleich ihre Stimme so leise ist. Sie ist ihrem Bruder Duhrtan ähnlich und gleichsam ist sie ganz anders. Sie ist viel filigraner aber genauso fantasievoll nur auf eine gänzlich andere Art und Weise.
»Aber es muss Dinge geben, die heraus stechen. Dinge, die über anderen Dingen stehen.« Cyriifes spricht aus, was alle befürchten. Nicht alles, was erschaffen wird kann gleichwertig sein. Oder doch? Können die jüngeren, weniger starken Götter Dinge erschaffen, die genau so spektakulär, so aufsehenerregend und wunderbar sind, wie die Stärkeren?
»Ruhe!«
Signa spricht das Machtwort, nimmt sich als Älteste das Recht heraus ihren Geschwistern einen Befehl zu erteilen und tatsächlich lauschen sie ihr sofort. Sie merken, dass ihre Schwester etwas wichtiges zu sagen hat. Dass sie eine Entscheidung getroffen hat, die ihrer aller Leben grundlegend verändern würde.
»Ich weiß nun, was ich tun werde. Vater gab seinen Lebenshauch, um zu schöpfen. Und ich werde es ihm gleich tun, denn nur das, was er als Lebenssinn erachtete kann auch für uns Lebenssinn sein. Ich werde schaffen, Brüder und Schwestern. Ich werde etwas hervorbringen, etwas, was in meinem Geist wunderschön ist, weil ich will, dass ihr es auch sehen könnt. Ich werde dabei sterben und nichts von mir wird wohl übrig bleiben.«
Sie sieht, dass Arvalia etwas einwenden will, spürt ihre vollkommen andersartige Meinung und ihre Gewissheit, dass von ihrem Vater doch noch etwas da ist, wo sie anderen nichts bemerkten, doch sie spricht weiter, bevor ihre Schwester etwas sagen kann.
»… Und selbst wenn, so wird es nicht genug sein, um noch mit euch sein zu können. So tut es mir gleich. Seht euch die Werke eurer Geschwister an, überlegt, seid kreativ und denkt euch euren Teil zu unserer Welt aus. Der Welt, die unser Vater geschaffen hat und die wir perfektionieren werden. Und wenn wir fertig sind, so werden wir etwas entworfen haben, was einzigartig ist. Etwas, was in seiner Vollkommenheit mit nichts gleich zu setzen ist. Seid nicht eigensinnig, schafft nichts, um zu rebellieren oder um Unruhe und Unfrieden zu stiften. Fügt euch ein, seid ein Teil. Und wir werden auf ewig gemeinsam sein.«
Stille kehrt ein. Signa erwartet nicht, dass jemand etwas sagt, stattdessen zieht sie sich in sich selbst zurück, bereitet sich darauf vor bald zu entschwinden und zu schöpfen.
Irgendwo flüstert jemand, hinter dem sie Duhrtan vermutet, ein einzelnes Wort. Sie weiß nicht, ob sie es richtig verstanden hat, doch sie vertraut darauf, dass ihre Brüder und Schwestern die Richtigen Silben finden und die richtigen Entscheidungen treffen würden, um der Welt, die ihr Göttervater schuf und die sie selbst weiter schmieden würde zu der ihren zu machen.
»Divoisia.«
Bald verändert sich etwas. Da ist nicht mehr nur der harte Grund, die runde Welt, die Divoisos erschuf. Etwas gleißendes, grelles erscheint, beginnt als winziger Punkt. Und umso schwächer die Älteste der Götterkinder wird, umso stärker wird das, was sie aus der Kraft ihres Geistes wachsen lässt. Immer deutlicher zeichnen sich die Umrisse der kahlen Welt ihres Vaters ab und immer genauer erkennen die Götterkinder, welchen Sinn ihre Schwester hinter ihrem Tun sah.
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