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Knight-Poet — Allein - Tag 1 by-nc-sa
Published: 2014-11-27 20:30:31 +0000 UTC; Views: 603; Favourites: 1; Downloads: 0
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Description Ich bin allein. Völlig allein. Der Versorgungshubschrauber hat mich abgesetzt, die Vorräte ausgeladen und ist wieder verschwunden. Hier bin ich nun, auf meinem einsamen Posten, mitten in der Kälte, und die lange Nacht rückt näher.
Draußen hat es angefangen zu schneien, und die immense Stille einer weiten, unbewohnten Ebene ist der Stille einer intimen, kleinen Höhle gewichen. Das Licht, das durch die Fenster fällt, ist grau. Alles ist gedämpft. Ich bin allein, in Watte gepackt.

In der einen Ecke des kleinen Raums, der für die nächsten Monate mein Heim sein wird, steht das schlichte Metallbett. An der gegenüberliegenden Wand ist die Kochzeile untergebracht. Gegenüber der schweren Stahltür steht der Schreibtisch mit dem Funkgerät, der neue Grund meines Daseins. Die Wände sind aus Beton, weiß gestrichen, der Boden blauer Kunststoff. Irgendjemand hat einen Flickenteppich auf den Boden gelegt und bei seiner Ablösung hiergelassen. Ich bin dankbar, so ist der Raum nicht völlig trist.

Nachher werde ich einige Poster aufhängen und Fotos aufstellen.

Das Funkgerät schaut mich an und ist still. Hin und wieder höre ich es rauschen und knacken und halte kurz inne, doch dann verstummt es wieder, als wäre nichts gewesen. Es wird die ganze Zeit, die ich hier verbringe, angeschaltet sein. Es wird hin und wieder rauschen und knacken, und dann, wenn ich innehalte und gespannt horche, oder mich umdrehe um es anzusehen, wieder still sein. Und doch muss es angeschaltet bleiben. Dafür bin ich hier. Um allein zu sein, um auf ein Signal zu warten.
Um innezuhalten, wenn das Funkgerät knackt und rauscht.

Ich bin allein, und es ist still. Ich fühle mich weit weit weg von allem. Von zuhause, von der Welt, vom Krieg, den ich zurückgelassen habe, und der mich doch nicht ganz von sich fortlässt. Der mich hier her gebracht hat.
Wenn ich aus dem schmalen Fenster tief im dicken Stahlbeton blicke, sehe ich nichts als grau und weiß. Der Boden ist schneebedeckt, und hin und wieder sehe ich die schweren, grauen Wolken durch das dichte Schneetreiben.
Ich schaue zur schweren Stahltür, dem einzigen Weg aus meinem neuen Heim, zur Schneehose, dem dicken Mantel und den Stiefeln und Schneeschuhen, die daneben an einem Haken hängen. Draußen ist es kalt und windig, draußen wartet die unendliche Weite einer verschneiten Ebene. Ich drehe mich um und schaue wieder zum Funkgerät.

Das Funkgerät knackt und rauscht. Ich halte inne. Dann ist es wieder still.
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Comments: 5

Pereyga [2014-12-21 14:06:17 +0000 UTC]

Klingt langweilig, die ganze Zeit so alleine irgendwo rumzuhocken. Du hast es auch irgendwie so schön trist beschrieben.
Ist eine Novella eigentlich ein anderes Wort für Novelle? Oder was anderes?

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Knight-Poet In reply to Pereyga [2014-12-21 17:04:29 +0000 UTC]

Nope, genau das, aber irgendwie habe ich statt des deutschen das englische Wort hingeschrieben ^^

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Pereyga In reply to Knight-Poet [2014-12-21 17:42:19 +0000 UTC]

Achso, naja so ähnliche Wörter kann man auch mal gerne vertauschen xD

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JustMe1797 [2014-11-28 15:25:40 +0000 UTC]

Die Atmosphäre ist einfach unglaublich und der Aufgriff vom Funkgerät am Schluss hat mir sehr gut gefallen.
Ich bin auch schon gespannt wie es weitergeht

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Knight-Poet In reply to JustMe1797 [2014-12-12 21:13:07 +0000 UTC]

Danke für dein Feedback. Freut mich, dass es dir gefällt!

Die Spannung hat ein Ende: Ich habe soeben Tag 2 gepostet

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