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Lanefenu
— Kolumne: Das Wuerfelsystem
Published:
2009-07-05 15:27:25 +0000 UTC
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Description
Heutiges Thema: Das Mysterium namens „Würfelsystem“
Mahlzeit bzw. Waaagh,
hier ist sie also, die zweite Kolumne. Nachdem sich die Verfasserin von ihren Starallüren, bedingt durch die positiven Resonanzen des ersten Beitrages erholt hatte, war ein zweiter Teil ja irgendwie auch kaum zu vermeiden. Ich meine, mal ganz bescheiden jetzt, das erste Ding WAR auch geil. Unter anderen Umständen hätte sich die Verfasserin eigentlich eine Rolle Zewatücher neben den Rechner stellen müssen, so geil war das. Hemm.
Wie auch immer.
Heute möchte ich mit euch zusammen über das Thema „Würfelsystem in Warhammer“ plaudern. Eigentlich kann man bereits JETZT anfangen zu grinsen. Weil: WürfelSYSTEM. Würfel WAS bitte?
Zu Anfang eine kleine Geschichte.
Es war einmal eine Sigmarpriesterin der 30. Stufe. Sie war gerade dabei, Löcher in die Luft zu gucken und zeitgleich auf ein aufploppendes Szenariofenster zu warten, als sie rein zufällig die Map öffnete und mal den allgemeinen Burgstatus checkte. Und oho, siehe da, Ghronds Sakristei brutzelte! Schnell ins Elfenland geportet, Fury gesattelt und im Schweinsgalopp zur Burg geeilt.
Das Tor hing bereits windschief in den Angeln und die Angreifer am Lord. Zu ihrem Glück fand die Sigmarpriesterin noch einen kleinen Platz im KT, stürzte sich auf den schon schwer angeschlagenen Lord und streichelte ihn 1,2 x mit ihrem Hämmerchen.
Strike, geschafft, die Burg ist unser und nun wird natürlich noch um die Beute gewürfelt, drei goldene Beutel sind im Angebot. Unserer Siggi fehlt noch die Vernichtersoutane, aber sie malt sich keine großen Chancen aus, denn: was hat sie hier schon großartig zum eingetretenen Erfolg beigetragen?
Aber WTF?! Sie ist mit einem Würfelbonus auf Platz 3 (!?) der Beutehungrigen, wenn sie jetzt noch rein zufällig eine gute Zahl würfeln könnte, das wäre ja wie Weihnachten und Ostern auf einen Tag…
Nein, das wäre dann doch zu viel des Guten. Mit einer lässigen 16 landet sie irgendwo ganz unten in der Nahrungskette, adieu goldener Beutel, wäre toll mit dir gewesen, auch wenn ich dich ohnehin nicht verdient hätte.
Ein paar Stunden später.
Die Sigmarpriesterin ist eine der Ersten, die mit ein paar anderen Ordlern einen Kriegstrupp gründet. Das Ziel sind blaue Burgen im Zwergenland.
„Hat wer ne Ramme bei? Meine sind alle“, sagt der KT-leader.
„Ich hol welche“, springt die Siggi in die Bresche rennt zum Quartiermeister.
„Na?“, grinst der NPC, „auch mal wieder da?“
Er hat Recht. Mit der Kohle, die die Sigmarpriesterin ihm bereits in die gierigen Wuchererhände gespielt hat, könnte er sich locker eine Finka auf Malle leisten, inklusive Swimmingpool und Hund. Was tut man nicht alles für Einfluss und vor allem für goldene Beutel.
Wenig später sind sie an der Burg. Die Destros haben bereits Wind von der geplanten Aktion bekommen und rüsten sich zum Deff. Trotz der Gefahr, vom Öl geröstet zu werden, will die Sigmarpriesterin ihre Ramme nicht abgeben und baut sie schwitzend auf.
Der KT ist voll geworden und ein zweiter hat sich gebildet. Wie Lemminge drängeln sie sich trotz munter plätscherndem Öl vor dem Tor und die Siggi freut’s eigentlich: sie kann wild durch die Gegend heilen. Das muss doch was bewirken auf dem Einflusskonto!
Zwischendurch haut sie die NPC-Wachen und springt, als das Öl down ist, selbst ans Tor. Die Spielerin hinter dem Charakter ist so beschäftigt, dass neben ihr eine Bombe hochgehen könnte und sie würde es nicht merken. EINFLUSS!
Die Angreifer treten sich gegenseitig auf die Füße und stauen sich auf der Treppe, die oben von einem Tankwall von Destros besetzt wird. „Drücken!“, kreischt mein KT-leader in den RvR-Channel.
Sie drücken so sehr, dass die Siggi befürchtet, sich den nächsten Gang zur Toilette schenken zu können, aber die Ansage ist gut, denn es funktioniert. Man bricht in den Lordraum vor, einige Leute stürzen sich auf die Deffer, das Gros aber kloppt den Lord. So auch die Sigmarpriesterin, während sie weiter wie besessen alles in Griffreichweite heilt.
Endlich kippt der Lord aus den Latschen, die Siggi lässt keuchend den Hammer sinken und öffnet erwartungsvoll das Würfelfenster.
Herzlichen Glückwunsch junge Frau, gehen Sie nicht über Los, ziehen Sie keine 2000 Mark ein und machen Sie es sich gemütlich auf einem schicken 17. Platz.
Während sich der Sigmarpriesterin die Eckzähne über die Unterlippe schieben, würfelt sie immerhin irgendetwas mit knapp über 800 und kann noch eine grüne Beutetasche abgreifen. Juchu.
Das war dann Burgraid Nr. 16356, plus minus eins.
Mancher, der das liest, wird nun eventuell stumm mit dem Kopf nicken, denn er hat diese Situation auch schon zu Genüge erlebt.
Ich missgönne meinen Mitstreitern ihre Belohnungen nicht, wirklich nicht, aber ich frage mich, wie solche Zahlen zustande kommen. Da reißt man sich ein Bein aus und es bringt nix, und man steht dumm herum und feuert die anderen an und es KÖNNTE was bringen, tut es aber nicht.
Es gibt ja mehrere Verschwörungstheorien.
Zum einen die Idee der „kleinen Sympathiefussel“.
Das sind ganz winzige Gestalten, für das bloße Spielerauge nicht sichtbar, die das Würfelsystem steuern und berechnen.
Wann immer also ein Würfelwurf gebraucht wird, sei es bei einem Burgraid oder einer Öffentlichen Quest, sitzen diese kleinen Scheißer gut versteckt über der Kiste und schauen sich die Charaktere ganz genau an.
„Du, guck mal, der fette Spalta da, der hat ein ‚Kill‘ im Namen. Alter, der ist jetzt schon imba und sein Name zeugt von hoher Gewaltbereitschaft, wenn wir den jetzt noch mit so `nem Set ausrüsten, dann dreht der ja vollends am Rad. Der kriegt nix.“
„Gute Idee! Welchen Platz macht er?“
„Wie wär’s mit 21?“
„Klingt super. Und würfeln tut er ´ne 871, wir wollen ja nicht völlig gemein sein.“
„Keke!“
Oder die Legende vom „Praktikanten“.
In Dark Age of Camelot waren Praktikanten und Putzfrau unerlässlich für Balance und Stabilität. Manchmal musste es beispielsweise einfach sein, dass die Putzfrau den Stecker zieht und somit die Server lahm legt, damit die käsigen Gestalten da hinterm Rechner nicht vergessen, dass es noch so etwas wie Tageslicht gibt und die Bäume draußen nicht aus Pixeln bestehen.
In Warhammer ist also der Praktikant für das Würfelsystem zuständig.
Da er aber niemandem weh tun möchte und sich mit der Spielerschaft durchaus identifizieren kann, rollt er jedes Mal, wenn sein Job gefordert wird, kompromisslos mit dem Kopf über die Tastatur. So wird keiner bevorzugt und er kann sich ruhigen Gewissens zurücklehnen, bis er wieder seines Amtes walten muss.
Für die „Kleinen Leute“, in dem Fall uns, ist das natürlich scheiße.
Es sollen schon Beziehungen zerbrochen sein vor lauter Würfelfrust, weil Werner K.*, durch seine stetigen Misserfolge beim Würfeln regelrecht depressiv geworden, nun auch der Ansicht ist, im Bett nix auf die Reihe zu bekommen: SCHEIDUNG!
Das Gleiche gilt für Jobs. Für Timo S.* ist die Jagd nach einem Platz 1 und einer goldenen Beutetasche zu einer Art Besessenheit geworden. Der dämliche, impertinente Chef und die ganzen lästigen Typen, die ihn jeden Tag anrufen und mit ihren zweitklassigen Allerweltsproblemen belästigen, stören ihn in seiner Mission und so hat er für sich die nahe liegende Konsequenz gezogen: KÜNDIGUNG!
Diese Extrembeispiele treffen natürlich nicht auf alle Spieler zu, frustrierend ist es allemal, aber daraus leitet sich auch gleich Verschwörungstheorie Nr. 3 ab:
Gezielt die Spieler bei der Stange halten
Warhammer ist sicher kein schlechtes Spiel, aber selbst die sogenannten „Fanboys“ können nicht bestreiten, dass die Verantwortlichen sich in gewissen Punkten ein wenig übernommen haben. Im Voraus wurden Städte und Klassen gestrichen, weil der Releasdruck immer größer wurde.
Es wurden massig Server geöffnet, um einer Flut von Spielern entgegen zu wirken, die zum Teil „nur mal eben vorbei gucken“ wollten und sich dann wieder vom Spiel distanzierten, was recht schnell eine Bevölkerungsarmut der kleinen Dorfserver nach sich zog.
Die Balance stimmt zum Teil bis heute nicht („Bomb me a riiiiver!“), Lags und Bugs führen zu Frustrationen.
Die sinkenden Abozahlen haben natürlich die Cheffes auch erreicht. Und da haben sie sich prompt an eine kleine, gemeine Sache erinnert: Das Würfelsytem!
Was früher noch als Systemfehler und unausgereift galt und iiirgendwann mal überarbeitet werden sollte, ist nun vielleicht der Schlüssel zum Erfolg.
Die Jagd nach einer guten Ausrüstung ist in Warhammer ein großer Motivationsfaktor, genau wie Erfolge im RvR, welches aber nur mit der entsprechenden Ausrüstung wieder wirklich fun macht -> der Kreis schließt sich.
Und je länger die Spieler sich mit der Beschaffung ihrer epischen Klamotten beschäftigen müssen, desto länger bleiben sie dabei und bilden damit die zahlende Kundschaft. Whoa, Logik of doom, was?
Wie auch immer, das komische Würfelsystem ist jedenfalls ein ganz merkwürdiges Ding und ein Fall für sich.
Vielleicht sind auch einfach höhere Mächte am Werk, Mächte und Kräfte, die unseren kleinen, beschränkten Zockerhorizont weit überschreiten.
Vielleicht sind SIE dafür verantwortlich.
Vielleicht ist es nachts kälter als draußen.
Aber vielleicht muss das einfach auch nur so sein und darf dennoch als „awesome!“ bezeichnet werden. Wir wissen es nicht, aber wir leben damit.
Ich auch, und bis es dann mal wieder heißt: „Alea iacta est“ gehe ich noch eine Runde raiden, ich hätte nämlich noch gerne die Auslöscherbrust, grrr.
Esst euer Gemüse und bleibt fröhlich,
MfG
*Namen von der Redaktion geändert
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