Description
Sie liebte die Dunkelheit.
Das stete Schwarz, das sie umgab, sie von außen wie innen umhüllte.
Dunkelheit, die ihr Schutz bot und Raum, ihre Fantasien auszuleben.
Selbst das Loft, in dem sie sich befand, schwelte in einem Dunkellicht.
Nur wenige Kerzen flackerten um sie herum und malten bizarre Schatten an die kargen Wände.
Verträumt saß sie auf einem barocken Lehnsessel. Ihre Beine hatte sie leger auf einen Hocker gelegt, während ihre rechte Hand lasziv mit dem Rubin in ihrem Dekolleté spielte. Sie spürte, wie ihre Erregung langsam wuchs und biss sich mit einem unterdrückten Stöhnen auf ihre Lippen. Mit zittrigen Fingern ließ sie dann von dem Edelstein ab und folgte der unsichtbaren Linie von ihren Brüsten zu ihren Schoß hinab. Und für einen Augenblick gab sie sich ihrer Vorfreude hin.
Mit einem verzückten Lächeln rückte sie ihr Gewand wieder zurecht und genoss das Rauschen in ihren Ohren. Es klang wie ein ferner Wasserfall oder wie schwerer Regen, der sich nach einem Wolkenbruch auf die Erde ergoss. Und bis sich ihr Herzschlag wieder beruhigt hatte, ging ihr die Luft stoßweise über ihre Lippen. Es war das einzige Geräusch in dieser Halle – neben dem schweren Atmen, das nicht weit vor ihr erklang.
Lautlos erhob sie sich und schlich sich zu dem weiten Himmelbett, in dem das Objekt der Begierde noch immer seinen Träumen nachjagte. Zärtlich beobachtete sie den jungen Mann.
Er sah aus wie ein Engel. Helle Strähnchen fielen in sein blasses Gesicht. Seine Stirn war wie im Fieber glänzend feucht. Die Lider mit ihren feinen, fast weißblonden Wimpern waren geschlossen. Doch sie kannte die Farbe seiner Augen sehr gut. Denn sie hatte viel Zeit damit verbracht, ihn zu beobachten, bevor sie ihn endgültig auserkoren hatte. Und nun war er endlich bei ihr.
Sie konnte es kaum erwarten, bis er endlich erwachen würde. Es war ein süßes Warten, fast schon ein unerträgliches Sehnen, doch sie zwang sich mit einem tiefen Atemzug, ruhig zu bleiben. Mit flüchtigen Blicken suchte sie ihre nähere Umgebung ab. Eine leise Befürchtung beschlich sie, dass sie etwas vergessen haben könnte. Doch alles war perfekt vorbereitet.
Fast schon liebevoll streichelte sie mit ihren Blicken ihr Zubehör: Das lederne Halsband, das sich eng um seine Kehle schmiegte. Die schweren Ledermanschetten, die um seine Hand- und Fußfesseln geschlungen und mit schweren Ketten am Bettpfosten vertaut waren. Die rauen Hanfseile, die kunstvoll um seinen nackten Oberkörper verknotet waren. Und die glänzende Rabenfeder, für den sanften Einstieg.
Sie nickte zufrieden. Alles war perfekt. Es war schließlich nicht ihr erstes Mal. Alle vier Monate kam sie an diesen Ort zurück. In dieses Loft, das ihr all ihre Wünsche erfüllte.
Und jedes Mal, war es wie das erste Mal. Das anfängliche Kribbeln in ihrem Bauch, wenn sie jemanden gefunden hatte, den sie dann mit Argusaugen beobachtete. Ein Kribbeln, das besonnen der steigenden Erregung wich, wenn sie ihr Objekt eingefangen hatte, wenn es wehrlos vor ihr lag.
Ja, es war jedes Mal wie das erste Mal.
Nur mit dem einzigen Unterschied, dass sie ihre Handlungen perfektionierte.
Sie suchte sich nicht mehr wahllos jemanden aus. Sie bereitete sich mit jedem weiteren Objekt sorgfältiger auf ihr Vorhaben vor. Sie wusste alles über ihn. Wirklich alles.
Und ... sie wusste, ihr Vergnügen stetig zu verlängern.
Rittlings setzte sie sich auf seinen Schoß und küsste ihn dann fordernd. Und als sie sich zurückbeugte, sah sie in die geweiteten, grünen Augen ihres neuen Spielzeugs. Sie genoss den Moment, als der junge Mann verwirrt versuchte, sich zu orientieren, die diversen Gerätschaften um ihn herum entdeckte und dann erkannte, dass seine Situation ausweglos war. Noch bevor er begreifen konnte, was mit ihm passieren sollte, griff sie nach einem dunklen Tuch und knebelte mit geschickten Griffen seinen Mund.
Dann lehnte sie sich zur antiken Kommode. Ihre Hand schwebte für einen Augenblick über der Feder, doch dann griff sie nach dem Wartenbergrad mit seinen spitzen Dornen, welches eine wundervoll blutige Spur auf seiner Haut hinterlassen würde. Heute würde sie anders als gewohnt beginnen. Sie hatte ihr Vorspiel schon gehabt.
Sanft streichelte sie dem jungen Mann über die nasse Stirn, der unermüdlich an seinen Fesseln riss. Mit der Angst in seinem Blick sah er wahrlich aus wie ein Engel. Voller Reinheit und Unschuld. Doch sie ließ sich nicht davon beeindrucken. Behutsam setzte sie das Rad auf seine Haut und zog eine rote Linie nach der anderen, während seine Schreie vom Tuch erstickt wurden. Sie liebte den metallischen Geruch von Blut und Angst in der Luft. Es steigerte ihr Machtgefühl ins Unermessliche. Und Macht, war das einzige Gefühl, was sie berauschte.
In ihren Augenwinkeln funkelte das frisch geschliffene Stahl-skalpell.
Ihr Lieblingsspielzeug. Doch dieses würde sie zuletzt benutzen.
Bald würde sie ihm seine Flügel zur Gänze stutzen.
Denn wer glaubt schon an Engel?
Comments: 86
lucyfire71 In reply to ??? [2014-01-18 12:25:42 +0000 UTC]
Ich bin noch immer überrascht... weil es soviele gute gab.
aber ich freue mich umso mehr.
du hast recht, die geschichte ist die eindeutig stärkere.
die zweite war ein neues terrain für mich... just for fun xd
engel... ich glaubr auch nicht an sie *hihi*
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RomanRSteller In reply to lucyfire71 [2014-01-18 17:02:46 +0000 UTC]
Hm, bin jetzt nicht sicher, ob du mich richtig verstanden hast:
"tatsächlich fand ich diese Geschichte [mit "diese" war "Obsession" gemeint!] aber eigentlich die stärkere von deinen beiden Einreichungen. Aus meiner Sicht ist sie weniger vorhersehbar und perfekt durchkomponiert. Mag aber auch damit zu tun haben, dass ich ein persönliches Problem mit Engeln habe ..."
Womit ich Nouriel nicht herabwürdigen will. Aber bei ihm hatte ich immer eine Vorahnung, was als nächste kommt.
Das Blöde mit den Engeln ist halt, dass meistens keiner kommt, wenn man ihn braucht ...
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RomanRSteller In reply to lucyfire71 [2014-01-19 09:26:52 +0000 UTC]
Ich weiß natürlich nicht, wie du zwischen Selbsteinschätzung, Massenmeinung und Kritikermeinung gewichtest, aber mit mir als alleiniger Jury wären mehrere Platzierungen anders ausgefallen. Und dann hätte "Obsession" es in die Endrunde geschafft. Aber zum Glück (?) war ich nicht die alleinige Jury.
Einmal hab ich den Engel immerhin schon erkannt!
Und einmal war ich der Engel. Ist mir aber auch nicht gedankt worden ...
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RomanRSteller In reply to lucyfire71 [2014-01-20 20:17:55 +0000 UTC]
Hihi, DAS ist ein Lohn!
Und damit sind wir nun schon mindestens zwei, denen die Geschichte gefallen hat. Kann als Erfolg verbucht werden. Weitermachen!
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lucyfire71 In reply to RomanRSteller [2014-01-20 20:59:20 +0000 UTC]
Mah habe mir meinen kommie von eben nochmal durchgelesen.
furchtbar das mit dem t9... hoffe, du hast verstanden, was ich gemeint habe *lol*
Ja ein Lohn, der einen glücklich macht! ♥
Juhuu.. ich mag Erfolg ;D
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RomanRSteller In reply to lucyfire71 [2014-01-22 18:01:13 +0000 UTC]
Achsooo ... ja, das hatte ich verstanden. Und seitdem mein MS-Word verrückt geworden ist, bin ich an sowas gewöhnt ...
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RomanRSteller In reply to lucyfire71 [2014-01-23 18:22:14 +0000 UTC]
Hm, ich weiß nicht ... arbeite ja inzwischen seit mehr als 15 Jahren damit. Aber dass mir das Korrekturprogramm von Word vorschlägt, ich solle "Wolfs" schreiben, wenn ich "wollte" getippt habe - und zwar jedes Mal - das ist neu und verrückt. Und nicht der einzige Vorschlag dieser Art ...
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lucyfire71 In reply to RomanRSteller [2014-01-26 12:43:27 +0000 UTC]
Habe immer agressionen gehabt, wenn ich mit win arbeiten musste.
bin dann auf mac umgestiegen. Seit dem bin ich glücklich. Lach...
Unterwegs schreibe ich meist mit handy oder tablet, da nervt das t9 ganz irre... lol...
aber egal... hauptsache wir verstehen uns ♥
Ich finde es witzig wenn man die autokorrektur mal bewusst machen lässt, was sie will.
kommen bestimmt lustige texte heraus, die kein mensch im zusammenhang verstehen wird... hahaha
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EINsamer-wANDERER [2013-11-25 13:43:44 +0000 UTC]
"Ihre Beine hatte sie leger auf einen Hocker gelegt"
Was ist "leger"? Oder ist das ein Rechtschreibfehler?
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lucyfire71 In reply to EINsamer-wANDERER [2013-11-26 09:11:18 +0000 UTC]
XD das Wort ist seit urzeiten eingedeutscht... Spricht man leejär...
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EINsamer-wANDERER In reply to lucyfire71 [2013-11-26 09:20:16 +0000 UTC]
Seit Urzeiten bin ich aber nicht auf der Welt.
Danke, dass du es für mich übersetzt hast. Ich hätte es sonst deutsch ausgesprochen.
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lucyfire71 In reply to magicdrusilla [2013-10-11 19:21:30 +0000 UTC]
Awwww... DAS freut mich jetzt aber ungemein *lol*
War mal was ganz was Neues für mich *muhahaha - dunkle Seite auslebe*
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lucyfire71 In reply to magicdrusilla [2013-10-13 20:23:49 +0000 UTC]
Ich wüßte nicht, wie ich einen Tag ohne aushalten könnte *lol*
Auch wenn ich jetzt zumeist immer 98% geistig anwesend sein muss...
Aber das Tagträumen kann ich nicht abstellen.. es schleicht sich so sein.
Und dann erwischt man sich, wie man grinsend da sitzt... weil man mal wieder an was schmuddeliges gedacht hat, obwohl es üüüüberhaupt nicht zur Situation passt...
haha...
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FeyPandora [2013-10-08 17:47:47 +0000 UTC]
Das ist... Uwah... Omg... Auch wenn des ein Kerl ist... Omg... Mein Leben >.< *= soviel wie: * Du weiß doch wie ichs mein xD
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lucyfire71 In reply to FeyPandora [2013-10-10 14:43:02 +0000 UTC]
Ups, ich meinte ein Kerl... Lach...
Angst muss nicht immer was schlechtes sein. Hihi...
Na sicher, lil sis... Fehlst mir!
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